Foto: Pixabay
& Was wir den Tieren schuldig sind warum wir ohne sie nicht leben können

Tödliche Freundschaft

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»Durch den Verstand des Hundes besteht die Welt.« Zend Avesta

Der große Wuff

Wir sprechen gemeinhin von »Domestikation«, wenn wir den Vorgang beschrei ben, der die ehemals wilden Tiere zu Haustieren werden ließ. Darin steckt das Wort Haus, lateinisch domus . Was den Wolf angeht - den Stammvater aller unserer heutigen Hunde - , ist dies eine ziemlich unsinnige Bezeich nung, denn wir wissen dank fossiler Hundeschädel und gentechnischer Untersuchungen, dass die Menschen überhaupt noch keine Häuser hatten, als sie sich mit den Wölfen zusammenfanden. Da es eher nicht so war, dass die Menschen der Steinzeit den Wolf zu sich holten und zähmten, sondern eher so, dass sich die Menschen den Wölfen anschlossen, müsste man von einer »Kubilation« des Menschen sprechen, nach lateinisch cubile für Höhle - in diesem Fall die der Wölfe.
Es spricht vieles dafür, dass nicht die Wölfe sich den Menschen angenähert haben, sondern die steinzeitlichen Jagdhorden der Menschen dem damals erfolgreichsten Raubtier der Erde folgten: dem großen grauen Wolf. Die Wölfe Eurasiens, von denen alle Hunde abstammen, lebten in Rudeln und »bewirt - schaf teten« die gewaltigen Rentierherden, die durch die eiszeitliche Mammut steppe zogen. Die Wölfe benahmen sich dabei ganz wie menschliche Rentier hirten. Sie folgten den Herden und sorgten dafür, dass die schwachen und kranken Tiere nicht überlebten und also die anderen Rentiere nicht anstecken konnten. Sie jagten und lebten dabei in einer allen anderen damaligen Tieren - die Menschen einge schlossen - überlegenen Gesellschaftsform: im Rudel. Das Wolfsrudel ist ein komple xer Organismus, der auf Kommunikation und Kooperation basiert. Wölfe pflegen Freundschaften, über Familienbande hinaus. Sie helfen sich gegen seitig, betreuen den Nachwuchs gemeinsam, sie teilen - die Arbeit und das Futter. All das kannten und konnten die Menschen nicht, die vor über hunderttausend Jahren den jagenden Wolfsrudeln durch die Steppe folgten. Wir haben das vom Wolf gelernt, der in Koevolution mit uns zum Hund wurde. Das ist der Anteil des Hundes an der Menschwerdung des Affen: Wir haben von ihm unsere soziale Kompetenz. Genauer: Wir haben es von den Neandertalern gelernt und die vom Wolf. Denn Homo sapiens kam erst vor etwa 40.000 Jahren nach Eurasien. Damals gab es aber schon hundeähnliche Wölfe hier, die mit den Menschen zusammenlebten.
Hundefossil: 31.700 Jahre alt
Wie der Mensch auf den Hund kam
Domestikation?
Kein anderes Tier versteht den Menschen besser als ein Hund: schon die Welpen kennen unsere Gesten. Aber weder Schimpansen noch Wölfe verstehen sie. Das liegt an unserer ge- meinsamen Entwicklungsgeschichte, der Koevolution. Das ist ein gegenseitiger Anpass- ungsprozess zweier über lange Zeit interagierender Arten. Mensch und Hund haben sich jahrtausendelang miteinander entwickelt und sich dabei aneinander angepasst.
Koevolution von Mensch und Hund
Foto: MPI
Wenn sich die Hunde, wie manche Gen unter su chun gen nahelegen, vor weit mehr als 100.000 Jahren in Eurasien vom Wolf getrennt und den Menschen angeschlos sen haben, dann waren diese Men schen Neander taler. Wir »moderne Menschen«, die Homo sapiens, hätten also den Hund und gro ße Teile unseres Sozialverhaltens - zusammen mit ein paar Genen - vom Neander taler über - nommen.

Neandertaler

Wölfe »überleben dank ihrer Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Sie jagen gemeinsam, schlafen gemeinsam im selben Bau und ziehen ihre Jungen gemeinsam auf. Dieses altbewährte Sozialsystem hat die Domestikation des Hundes erleichtert. Schimpansen sind dagegen Individualisten. In freier Natur sind sie ungestüm und aufbrausend. Sie sind stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Sie sind eben keine Rudeltiere.« Primatenforscherin Jane Goodall in einem Brief an den Verhaltensforscher Konrad Lorenz:  Foto: Nick Stepowyj Outdoor-Skulptur: Neanderthal-Museum
Foto: Pixabay

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»Durch den Verstand des Hundes besteht die Welt.« Zend Avesta

Der große Wuff

Wir sprechen gemeinhin von »Domestikation«, wenn wir den Vorgang beschrei ben, der die ehemals wilden Tiere zu Haustieren werden ließ. Darin steckt das Wort Haus, lateinisch domus . Was den Wolf angeht - den Stammvater aller unserer heutigen Hunde - , ist dies eine ziemlich unsinnige Bezeich nung, denn wir wissen dank fossiler Hundeschädel und gentechnischer Untersuchungen, dass die Menschen überhaupt noch keine Häuser hatten, als sie sich mit den Wölfen zusammenfanden. Da es eher nicht so war, dass die Menschen der Steinzeit den Wolf zu sich holten und zähmten, sondern eher so, dass sich die Menschen den Wölfen anschlossen, müsste man von einer »Kubilation« des Menschen sprechen, nach lateinisch cubile für Höhle - in diesem Fall die der Wölfe.
Es spricht vieles dafür, dass nicht die Wölfe sich den Menschen angenähert haben, sondern die steinzeitlichen Jagdhorden der Menschen dem damals erfolgreichsten Raubtier der Erde folgten: dem großen grauen Wolf. Die Wölfe Eurasiens, von denen alle Hunde abstammen, lebten in Rudeln und »bewirt - schaf teten« die gewaltigen Rentierherden, die durch die eiszeitliche Mammut steppe zogen. Die Wölfe benahmen sich dabei ganz wie menschliche Rentier hirten. Sie folgten den Herden und sorgten dafür, dass die schwachen und kranken Tiere nicht überlebten und also die anderen Rentiere nicht anstecken konnten. Sie jagten und lebten dabei in einer allen anderen damaligen Tieren - die Menschen einge schlossen - überlegenen Gesellschaftsform: im Rudel. Das Wolfsrudel ist ein komple xer Organismus, der auf Kommunikation und Kooperation basiert. Wölfe pflegen Freundschaften, über Familienbande hinaus. Sie helfen sich gegen seitig, betreuen den Nachwuchs gemeinsam, sie teilen - die Arbeit und das Futter. All das kannten und konnten die Menschen nicht, die vor über hunderttausend Jahren den jagenden Wolfsrudeln durch die Steppe folgten. Wir haben das vom Wolf gelernt, der in Koevolution mit uns zum Hund wurde. Das ist der Anteil des Hundes an der Menschwerdung des Affen: Wir haben von ihm unsere soziale Kompetenz. Genauer: Wir haben es von den Neandertalern gelernt und die vom Wolf. Denn Homo sapiens kam erst vor etwa 40.000 Jahren nach Eurasien. Damals gab es aber schon hundeähnliche Wölfe hier, die mit den Menschen zusammenlebten.
Hundefossil: 31.700 Jahre alt
Wie der Mensch auf den Hund kam
Domestikation?
Wölfe »überleben dank ihrer Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Sie jagen gemeinsam, schlafen gemeinsam im selben Bau und ziehen ihre Jungen gemeinsam auf. Dieses altbewährte Sozialsystem hat die Domestikation des Hundes erleichtert. Schimpansen sind dagegen Individualisten. In freier Natur sind sie ungestüm und aufbrausend. Sie sind stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Sie sind eben keine Rudeltiere.« Primatenforscherin Jane Goodall in einem Brief an den Verhaltensforscher Konrad Lorenz:  Foto: Nick Stepowyj
Kein anderes Tier versteht den Menschen besser als ein Hund: schon die Welpen kennen unsere Gesten. Aber weder Schimpansen noch Wölfe verstehen sie. Das liegt an unserer gemeinsamen Entwicklungsgeschichte, der Koevolution. Das ist ein gegenseitiger Anpassungsprozess zweier über lange Zeit interagierender Arten. Mensch und Hund haben sich jahrtausendelang miteinander entwickelt und sich dabei aneinander angepasst.
Koevolution von Mensch und Hund
Foto: MPI
Wenn sich die Hunde, wie manche Gen unter su chun gen nahelegen, vor weit mehr als 100.000 Jahren in Eurasien vom Wolf getrennt und den Menschen angeschlos sen haben, dann waren diese Men schen Neander taler. Wir »moderne Menschen«, die Homo sapiens, hätten also den Hund und gro ße Teile unseres Sozialverhaltens - zusammen mit ein paar Genen - vom Neander taler über - nommen.

Neandertaler

Outdoor-Skulptur: Neanderthal-Museum